Lesedauer: ca. 2 1/2 Minuten
[Dieser Text wurde zum ersten Mal am 14. März 2020 auf Instagram veröffentlicht.]
Über die allgegenwärtige, neoliberale Propaganda und was sie mit der Situation an der griechisch-türkischen Grenze verbindet.
Egal wohin mensch schaut, überall kommen sehr ähnliche Aufforderungen: „auf sich selber schauen“, „selber was tun“, „bei sich selber anfangen“. Vor allem bei ökologischen Fragen erhält das Zuspruch – leider auch in der Klimagerechtigkeitsbewegung.

Das macht es einfach für die Mächtigen, einerseits untätig zu bleiben und andererseits ihre Macht beizubehalten. Die Debatte dreht sich schließlich darüber, wie viel jede*r einzeln beitragen kann, nicht darüber, dass wir die Struktur ändern müssen oder dass Ungleichheiten beseitigt gehören. Es ist ein gesellschaftlicher Druck zur Individualisierung, propagiert von den Herrschenden, aber eben auch von vielen Beherrschten, die sich ihrer eigenen Lage nicht bewusst sind. Kämpfe sollen ihrer Meinung nach nicht kollektiv geführt werden. Ein Paradebeispiel ist die Green WG Challenge des Landes Salzburg1. Schaut euch das Mal an. Selbstoptimierung als Wettbewerb (Konkurrenz) und das Ausblenden von Privilegien.
Ich nehme die Forderungen zur Corona-Krise2 davon aus, weil sie naturwissenschaftlich begründet sind, Leben retten können und den Kollaps unseres Gesundheitssystems abwehren.
In diesem Augenblick, in dem die meisten von uns Zuhause sitzen und die Coronakrise ausharren, stecken Flüchtende3 im Niemandsland
zwischen der faschistoiden türkischen Republik und der rassistischen Festung Europa fest. Was macht Schwarz-Grün? Die Regierung wird keinen einzigen Menschen aus dieser elendigen Situation herausholen oder die Türkei sanktionieren, dafür aber die Nachbar*in-in-Not-Spendenaktion verdoppeln.4
Gut, wenn mit dem Geld Menschen geholfen werden kann, aber diese Regierung macht ihre Hilfsbereitschaft von der finanziellen Spendenbereitschaft, vom ökonomischen Kapital der Zivilgesellschaft abhängig.
Eine kapitalistisch-pervertierte Partizipationsmöglichkeit und Solidarität, ein problematisches Demokratieverständnis. Bei Geringverdiener*innen, bei working poor, könnte diese Aktion (bezugnehmend auf das obere) lauten: Every little helps! Während die österreichische Waffenproduktion weiter läuft und exportiert, Menschen ermordet werden. Aber darüber soll kein Wort verloren werden, lieber bei sich anfangen. Indem wir gegen dieses System protestieren und die Zusammenhänge aussprechen!
1: Studentinnen leben Klimaschutz
https://service.salzburg.gv.at/lkorrj/detail?nachrid=62905 [Zuletzt aufgerufen am 14.03.2020]
2: Das kann jeder von uns gegen das Corona-Virus tun
https://service.salzburg.gv.at/lkorrj/detail?nachrid=63093 [Zuletzt aufgerufen am 14.03.2020]
3: Frontex soll Migranten stoppen – EU riegelt griechisch-türkische Grenze ab
https://www.n-tv.de/politik/EU-riegelt-griechisch-tuerkische-Grenze-ab-article21637822.html [Zuletzt aufgerufen am 14.03.2020]
4: Regierung verdoppelt Spenden für „Nachbar in Not“
https://orf.at/stories/3157172/ [Zuletzt aufgerufen am 14.03.2020]
Mit Individualisierung gegen die Solidarität von Georg Pidner
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