Die fünfte Nacht

31. Mai 2020, Lesedauer ca. 4 1/2 Minuten

Warnung: Im Text kommt Polizeibrutalität und Gewalt vor.

Über die Berichterstattung zu den Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus in den USA.

George Floyd wurde am 25. Mai von mehreren rassistischen Polizisten ermordet, von denen aktuell nur der Haupttäter, der sich auf seinen Hals gekniet hat, verhaftet wurde. Am Tag darauf fanden in Minneapolis, wo sich das ganze abgespielt hat, Demonstrationen statt. In jeder darauffolgenden Nacht gab es Ausschreitungen und die Proteste haben sich in den USA ausgeweitet. So auch letzte Nacht und ich habe viel davon live bis spät am Morgen (europäische Zeitzone) auf ABC News mitverfolgt.

Ein paar krasse Eindrücke, die hängen geblieben sind, habe ich hier niedergeschrieben.

Es wurde oft von Anarchist*innen gesprochen. Polizist*innen nannten sie und andere „domestic terrorists“. Es seien einmal auf einen Schlag 500 (!) Protestierende verhaftet und mit Bussen abtransportiert worden.

Die Polizei in West Hollywood und auch anderenorts muss 12-Stunden-Schichten schieben und können keinen Urlaub mehr nehmen. Hin und wieder wurde vom Schutz des Privateigentums und der Sicherheit der Geschäfte gesprochen.

Einmal hat ein Reporter Tränengas eingeatmet und konnte länger nicht mehr berichten. Aus dem Studio kam „you are supposed to use milk“ und ein leises Gelächter.

Dann war da noch der Vorfall in New York, in dem ein Polizeiauto in die vor ihm stehende Menge kurz reingefahren ist.

Die Aktivistin Jane Doe antwortete auf die Frage, was sie zu all der Zerstörung zu sagen hat mit:

„The damage tonight is necessary […] because this is how we feel every day walking down the street. We don’t get to see that beautiful buildings everybody else gets to see. We get to feel like we don`t belong there. We get to feel like trash. We get to feel like garbage. We get to feel like we can’t come here. But we came here today because we want to be a part of it. And if they don`t want us to be a part of it, we want you to see what our reality is like. This is what we feel like when we walk down the streets. This is what it feels like to walk down the streets in this chaos.”

https://www.youtube.com/watch?v=1aIMj5AKFjU (zuletzt aufgerufen am 31. Mai 2020) (01:08)

Sie sagte auch, dass sie friedlich gekniet haben und damit ihren Protest Ausdruck verliehen hätten, als die Polizei dann Rauchbomben und Gummigeschosse auf sie feuerten (02:40). Außerdem behauptete sie, dass sie eine*n Polizeibeamte*n dabei erwischt hätten, wie er*sie ein Auto angezündet hätte (02:50). Agent Provocateur nennt sich das.

In wenigen Stunden bricht schon die nächste Nacht herein. Und sie wird uns vermutlich wieder einiges offenbaren, für das wir in unserer Lebensrealität keinen Zugang haben und vielleicht auch nie für möglich hielten.

Über die Berichterstattung zu den Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus in den USA. „Die fünfte Nacht“ von Georg Pidner

Veröffentlicht von gpidner

Aktivist und Student

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