Veröffentlicht am 3. Jänner 2021
Lesedauer: etwa 4 ½ Minuten
Über das Jahr verteilt habe ich einige interessante Bücher gelesen, wobei ich hier vor allem Uni-related Bücher (Kritische-Theorie-Klassiker) nicht nennen werde.
Zu politischen Büchern:
„exit racism – rassismuskritisch denken lernen“ von Tupoka Ogette habe ich im Mai gelesen und hat mich mit einem besseren Verständnis über Rassismus ausgestattet. Ich habe davor in dem Ausmaß noch nie einen rein identitätspolitischen Text gelesen. Ich weiß, dass diese Herangehensweise schnell an seine Grenzen stößt, aber vor allem für den Feinschliff bezüglich politischer Organisierung und den direkten, eben einen sensiblen, Umgang mit BIPoC, ist dieses Buch hilfreich.
„How Europe Underdeveloped Africa“, des marxistischen Historikers Walter Rodney von 1972, das ich im Juli anfing zu lesen. Ein ausführlicher Kommentar dazu steht noch aus. Eine spannende Analyse, wie der europäische Kapitalismus Afrika auf verschiedenste Weise ausgeraubt, verändert und eben „unterentwickelt“ hat. „Entwicklung“ wird vor allem jetzt und von postmodernen Linken kritisch betrachtet. Aus einer materialistischen, marxistischen Analyse ist es jedenfalls gerechtfertigt. Durch die Sklaverei, also die gewaltvolle Entnahme von Menschen und den einseitigen Wirtschaftszweigen (nur Bergbau und Landwirtschaft), konnte sich die Produktion nicht wirklich entwickeln. Der afrikanische Kontinent blieb dadurch auch ideell von Europa und den USA abhängig und vor allem dort bereicherte mensch sich an ihm.
Im Februar fing ich an, „Zeit des Zorns – Warum wir uns vom Kapitalismus befreien müssen“ von Jutta Ditfurth zu lesen. Ich habe dann leider länger nicht mehr weitergelesen, aber es dann Ende des Sommers abgeschlossen. Erschütternde Analysen der sozialen Wirklichkeit anhand dystopisch-wirkender, aber realer sozialer und ökologischer Probleme. Vor allem eine Stelle des Buches hat mir wirklich konkret, in meinem politischen Wirken und Denken, weitergeholfen. Nämlich die, an der beschrieben wurde, dass Bewegungen stets verschiedene Phasen durchmachen und irgendwann ein „Wellental“ käme. In dieser Zeit, so ist es in vielerlei Hinsicht wohl auch jetzt gerade, sollte mensch sich verstärkt der Analyse zuwenden. So hat es auch Karl Marx schon getan. Nach einer Niederlange reflektierte er erneut und schrieb das Kapital.
Ohne alle guten Texte in Form von Artikel auflisten zu können, will ich nur die Broschüre von Radikale Linke Berlin (RLB), North East Antifascists (NEA) und Berlin Leftist Youth (BLY) erwähnen: „„Alle Macht den Räten!“ 100 Jahre Revolution in Deutschland“. Erschienen 2018 in Berlin. Es war ein guter geschichtlicher Input und hat mich in meinen basisdemokratischen, beziehungsweise radikaldemokratischen, rätekommunistischen und bottom-up-emanzipatorischen Einstellungen gestärkt und mich gedanklich weitergebracht.
Ein weiteres Buch, eines etwas umstrittenen linken Denkers, lese ich derzeit immer noch und werde wahrscheinlich in den kommenden Monaten eine längere Kritik und Anmerkungen verschriftlichen und veröffentlichen. Es schließt aber an die Ideen, die ich mir auch unabhängig von der oberen Publikation, durch verschiedenste Kontexte meiner Tätigkeiten gebildet habe, an.
Von der Belletristik möchte ich nur zwei Bücher empfehlen:
Im April, während des ersten Lockdowns, habe ich Erich Hackls „Auroras Anlaß“ gelesen und kann es weiterempfehlen.
„Dicht“ von Stefanie Sargnagel, das nun auch von FM4 als Buch des Jahres (2020) bezeichnet wurde. Ich habe es im November in kürzester Zeit, was für mich ungewöhnlich ist, gelesen und sehr genossen.
Lese-Rückblick auf 2020
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