Vorab-Infos und zentrale Fragen zur kommenden Uni-Besetzung in Salzburg.
Veröffentlicht am 14.11.2022
Zwei uni:press-Ausgaben, nachdem ich das erste Mal über die neue studentische Klimagerechtigkeitsorganisation Students for Future berichtet habe, ist nun wieder eine neue in Salzburg aufgetaucht. Vorab einige zusätzliche Infos.
Hier hat sich die Bewegungsorganisation in der letzten Ausgabe der uni:press selbst vorgestellt.
Ihr Name lautet „Erde Brennt“ und sie ist derzeit lose mit anderen Gruppen aus Graz, Wien und Innsbruck vernetz. International heißt die Bewegung „End Fossil: Occupy!“. Sie geben sich, im Vergleich zu Fridays For Future, etwas radikaler und ihr politisches Druckmittel beschränkt sich genau nicht auf das Fernbleiben von ihren Bildungseinrichtungen oder das Durchführen von Demonstrationen. Auch wenn sie sowohl personell als auch hinsichtlich ihres diagnostischen, prognostischen und motivationalen Framing nicht weit entfernt liegen.
Um Druck auf die Entscheidungsträger:innen, welche ihrer Auffassung nach zu wenig unternehmen, aufzubauen, wollen sie Uni-Räume besetzen: „Occupy until victory“, um dadurch das öffentliche Leben zu stören, lautet eines der drei Prinzipien der globalen und deutschsprachigen Struktur.
Die Begründung für die Protestmaßnahmen waren vorab, dass die Klimakrise die größte Herausforderung sei, nun ein „völkerrechtswidriger Angriffskrieg“, die Inflation und stark steigende Energiepreise dazu kämen. All diese Themen hätten, laut ihrer Diagnose, ihren Ursprung in der Nutzung von fossiler Energie. Außerdem würden die Unis nicht ausreichend auf die Krise vorbereiten. Also ähnlich wie bei Fridays for Future: Warum studieren, wenn die Welt, wie wir sie kennen, im Untergang begriffen ist?
Ihr Name ist an die österreichischen Studierenden-Proteste von 2009 „UniBrennt“1 angelehnt. Wie schon vor 13 Jahren wollen sie auch mit dieser Besetzung neue, lebendige Räume des demokratischen Austausches schaffen. Jede:r soll zu jeder Zeit kommen und gehen können – eine einfache Möglichkeit zum Solidarisieren und Partizipieren soll dadurch gegeben werden. Ein weiteres Ziel ist es wohl, der Klimabewegung, die in den vergangenen Pandemie-Jahren deutlich an Schwung verloren hat, wieder neue Perspektiven zu geben. Sie haben sich sehr deutlich von den Aktionen (Ankleben oder Beschmieren) auf Kunstgegenstände distanziert.
Genaue Forderungen an die Republik Österreich, das Land Salzburg und die Paris Lodron Universität werden im Verlauf der Aktion verlautbart.
Ich werde versuchen, öfters vor Ort zu sein und zentrale Ereignisse festzuhalten. Geplant ist ein Live-Blog und eine nachträgliche Berichterstattung – wahrscheinlich in der kommenden uni:press.
Ich bin gespannt auf Antworten auf zentrale Aspekte, wie …
Mobilisierung: Wie viele Menschen werden dabei sein? Neben den Studierenden könnten sich auch andere solidarisieren und mitmachen.
Dauer: Die Frage nach der Langatmigkeit dieser Aktion wird wohl stark von der Mobilisierungskraft abhängen.
Repression: Es ist schon durchgedrungen, dass wohl nicht geräumt wird und keine allzu starke Reaktion von Seiten der Uni zu erwarten ist.
Dennoch könnten sich, auch wenn ich eher nicht davon ausgehe, andere Studierende gegen den Protest stellen. Außerdem dürften die Positionierungen der Professor:innen und der ÖH-Fraktionen interessant werden.
Diese Punkte möchte ich in den kommenden Tagen aufgreifen und hoffentlich kann ich dann ausführlich darüber schreiben.
1uni:press #698 September 2019 „#ausgebrannt – 10 Jahre Uni-Besetzung „UniBrennt““ Seite 24 bis 29